Donnerstag, 11. Juli 2019

Bad Feminist | Buchrezension

Was denkt ihr, wenn ihr an Feminismus denkt? Sicherlich an all die tollen Aspekte ... Frauen dürfen wählen, Frauen sind (naja mehr oder weniger) beruflich gleich gestellt mit Männern und und und. Ja, genau das hatte ich auch im Kopf. Ich dachte mir immer - ich bin eine feministin! Ich bin unabhängig und liebe es auch mal allein zu sein. Ja natürlich, ich habe einen Mann. Aber ich mache mich nicht von ihm abhängig oder hänge ihm nicht am Rockzipfel. Ich nehme von meinem Wahlrecht gebrauch und habe einen gut bezahlten Job. Doch ... nein! Ich bin eine "schlechte" Feministin. Schlechte Feministin? Was genau das ist, darauf geht Roxane Gay in ihrem gleichnamigen Buch Bad Feminist ein... und siehe da, ich kann mich mit deutlich mehr als nur einem Punkt identifizieren.




Klappentext

 Leider liebt sie Rapmusik, das Frauenbild: grauenvoll. Leider liest sie sehr gerne Fashion-Magazine, das Frauenbild: ebenfalls erschreckend. Und ihre Lieblingsfarbe ist leider: pink. In einer Zeit, in der Barack Obama sich als Feminist bezeichnet und sogar Modeimperien den Schriftzug in großer Zahl auf T-Shirts drucken, wahrscheinlich keine gute Idee. Feminismus ist chic geworden und angekommen in der Popkultur. Aber was kann guter Feminismus heute wirklich sein? In ihrem hochgelobten Essayband sprengt Roxane Gay das ideologische Korsett eines guten und starren Feminismus und erklärt sich selbst ironisch zum Bad Feminist – stimmgewaltig, bestechend klug und fern jeder Ideologie unterzieht sie unsere Gegenwart einer kritischen Analyse und zeigt, wie man alles auf einmal sein kann: eine der bedeutendsten Feministinnen der Gegenwart und dabei definitiv nicht perfekt. 

Autorin: Roxane Gay
Verlag: btb
Seitenzahl: 416
Erschienen: 13.05.19 

Meine Rezension

"Mist" war das einzige was ich dachte, als ich alleine schon den Klappentext gelesen habe - ich bin eine schlechte Feministin. Klar, ich liebe es andere Frauen zu supporten und bin absolut kein Fan von Body oder Beauty Shaming leglicher Art. Jede Frau ist wunderschön, egal welche Haut- oder Haarfarbe sie hat, egal welche Statur sie hat oder egal ob sie schiefe oder gerade Zähne hat. Frauen müssen zusammen halten. Und im gleichen Augenblick schmettern wir alle 50 Cents "Candy Shop" aus vollem Hals im Club mit und wackeln den Hintern dazu. Viel mir vorher nie auf, das ich damit weniger feministisch sein kann. Natürlich ist mir bewusst das 90% aller Titel in der Rap Szene absolut nicht Frauenfreundlich sind, sondern uns wie Accessoires mit gemachten Brüsten, Fake Nails, Lashes und Hair darstellen - was solls denke ich mir ... ich mags halt (jetzt nicht unbedingt 50 Cent aber das war ein gutes Beispiel).
Roxane Gay hat das ganze auch toll in einem Kapitel zusammen gefasst, welches sich liebevoll "Liebe junge Ladys, die ihr Chris Brown so sehr liebt, dass ihr euch von ihm schlagen lassen würdet" nennt. Ich musste nicht nur einmal bei einer Kapitelüberschrift ihrer Essay Sammlung schmunzeln. Ihre (zum Teil Selbst-) Ironische Schreibweise hat mir gleich von Anfang an gefallen.
Es geht in Bad Feminist aber nicht nur um die Popkultur, sondern auch um Gender, Race (insbesondere die Entwicklung des Feminismus der Afroamerikanischen Frau) und auch Politik.
Wo fängt Feminismus an - wo hört er auf? Vorallem, wo wird er "Bad". Bin ich schon eine schlechte Feministin, weil ich lieber koche als ich meinen Mann kochen lasse? Weil ich die Wohnung am liebsten alleine sauber halte, weil ich dann weiß, dass alles so ist wie ich es haben will? 
Roxane Gay gibt ganz neue Aspekte in ihrem Buch und einige Denkanstöße.
Ich habe es schlichtweg geliebt und kann es jeder Frau absolut ans Herz legen!
Ein grandioses Werk über die moderne Frau und die kleinen Dinge, die uns alle zu schlechten Feministinen machen.


*das oben genannte Rezensionsexemplar wurde mir kostenlos vom Verlag/dem Bloggerportal zu Verfügung gestellt






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