Sonntag, 19. Mai 2024

In den finsteren Wäldern | Buchrezension




Klappentext

Neala und ihre Freundin Sherri nutzen die Ferien, um durch die Berge Kaliforniens zu wandern. Sie ahnen nicht, dass man in dem Städtchen Barlow schon auf sie lauert.
Die Bewohner verschleppen die Frauen in den Wald und fesseln sie an Bäume – dann laufen sie davon und lassen die beiden zurück. Die Gefangenen können nur warten. Auf die Dunkelheit … den Wahnsinn … die Schmerzen … die hungrigen Krulls.


Autor/in : Richard Laymon
Verlag : Festa Verlag
Seitenzahl : 256 
Erschienen : Original 1981 


Meine Rezension

[ "Es gibt mehr Ding' im Himmel und auf Erden, als eure Schulweisheit sich träumt, Horatio ..." - S. 237 | Shakespeare's "Hamlet" ]


Leute, wir müssen reden ...
... ich weiß nicht genau, was ich da gelesen habe, aber es war krank. Im positiven, wie auch im absolut verstörendem Sinne. 
Vorab möchte ich sagen "In den finsteren Wäldern" war mein erstes Buch von Laymon, daher habe ich keine Vergleiche zu seinen anderen Büchern. Ich muss zugeben, ich war neugierig. Viele Stimmen berichten von "Schundliteratur" und das Laymon seine "sexuellen Fantasien" in seinen Büchern ausleben würde, genau so viele Stimmen feiern seine Werke. Ich kann nun beide Seiten verstehen.

"In den finsteren Wäldern" ist nichts für schwache Nerven. Auf Seite 1 geht's gefühlt direkt los und wäre ich in der Situation der Protagonistinnen gewesen, wäre dies der Zeitpunkt zum umdrehen gewesen. Das ist mein Kritikpunkt. Warum zur Hölle tun die beiden so, als wäre das grad einfach nicht passiert und fahren direkt weiter ins verderben. Ich habe schon öfter gehört, dass Laymon kein Mann der großen Umschreibungen ist und sein Schreibstil ist tatsächlich einfach, fesselnd und sehr direkt. Mit direkt meine ich dabei die explizite Darstellung von Gewalt und auch sexuellen Handlungen. Die immense Gewalt hat mich nicht gestört, das erwarte ich von Horrorliteratur die im Splatterstil geschrieben ist. Und wenn wir alle in uns gehen und nachdenken, wissen wir, dass auch Sex eine große Rolle in eben genau diesen Splatterfilmen und vorallem B Movies spielt. Denken wir nur an sämtliche Fortsetzungen von "Wrong Turn" oder "The Hills Have Eyes" ganz zu schweigen von sämtlichen "Freitag der 13." Teilen. Dennoch hat mich seine Art, diese Szenen aufs Papier zu bringen verstört. Ich habe einige dieser Szenen übersprungen, sobald ich gemerkt habe, dass es einfach zu viel wurde. (Triggerwarnungen schreibe ich ans Ende der Rezension)

Die Protagonisten sind allesamt normale Durchschnittsbürger. Als Leser kann man sich mit ihnen identifizieren, sie haben Stärken und Schwächen und diese werden im Laufe der Geschichte sichtbar. Dennoch habe ich zu keiner/keinem eine Bindung aufgebaut - auch das erwarte ich aber nicht von einem Splatter. Schaue ich einen Horrorfilm will ich einfach unterhalten werden und muss keine Beziehung zu den Darstellern aufbauen. Man weiß nie, wer der nächste ist. Dennoch zeigt Laymon in "In den finsteren Wäldern" wie verschieden Menschen in traumatischen Situationen handeln und zu was sie fähig sind. Wird der Englischlehrer zum Massenmörder oder doch eher seine Tochter im Angesicht des Todes. Besteht die Freundschaft zwischen Neala und Sherri diese extreme Situation? Wer oder was sind eigentlich die Krulls und lauert eventuell noch etwas ganz anderes in den Wäldern auf die Gruppe? 
Und am allerwichtigsten - wozu wäre man selbst fähig? Das war eine Frage, die ich mir oft gestellt habe. 

Ich bin alles in allem zutiefst geschockt von dem, was ich gelesen habe, kann mir aber gut vorstellen noch mehr vom Autor zu lesen, einfach um zu Wissen ob sein Stil grundsätzlich so extrem ist, oder ob ich einfach ein besonders "geschmackloses" Exemplar erwischt habe. 

Allgemein möchte auch nochmal die unglaublich gute Qualität des Buches ansprechen. Die Festa Bücher sind in einer Lederoptik gehalten und egal wie ich das Buch aufgeschlagen habe - es gibt keine Leserillen! Für viele bestimmt erfreulich, mich stören sie nicht aber ich finds trotzdem erwähnenswert. 

TW : explizite Gewalt, sexuelle Gewalt und Handlungen, Kannibalismus